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Warum überhaupt einen Namenspatron?

17. November 2009
Die Drucksache Arndt „Wortmeldungen zu Ernst Moritz Arndt“ kann hier nachgelesen werden
Wortmeldungen zu Ernst Moritz Arndt- Drucksache Arndt
 
Argumente pro-Arndt  beim Asta in der gemeinsamen Zeitung zur Urabstimmung erhältlich und hier:

Infozeitung_proNamenspatronArndt

 
 
 
 
 

 

 

Warum überhaupt einen Namenspatron?

Ein Namenspatron dient als Identifikationspunkt für verschiedene Gruppen: aktuelle Studenten, Alumni, Professoren und Bürger der jeweiligen Region. Nur wenn alle diese Gruppen zusammenarbeiten, kann eine Universität im globalen Wettbewerb um Studenten und Forscher langfristig erfolgreich sein. Um diese Funktionen erfüllen zu können ist es notwendig, eine herausragende Persönlichkeit aus der Vergangenheit als Patron zu haben. Diese Person sollte sich um die Hochschule und die Region Verdienste erworben haben, aber auch darüber hinaus gewirkt haben.

Ein Namenspatron bietet im Alltagsleben (Abkürzungen, studentische Medien, Merchandising) viele Anknüpfungspunkte für Identifikation. Auch in der großen Politik bietet dies Vorteile. Denn eine „Max-Mustermann-Universität“ ist immer schwerer zu schließen/zu fusionieren als eine „Universität Musterstadt“, eben weil die Identifikation höher ist.

Aber Harvard und Oxford haben doch auch keine Namensgeber?

Ganz davon abgesehen, dass Harvard durchaus einen Namenspatron hat (nämlich John Harvard) ist es erstens vermessen, Harvard/Oxford und Greifswald in Bezug auf ihre Bekanntheit zu vergleichen. „Harvard“ oder „Oxford“ sind global bekannte Markennamen, was „Greifswald“ einfach nicht ist. Ein Namenspatron hingegen kann gerade überregional einen solchen Prozess unterstützen. Auch in jüngerer Zeit haben sich Universitäten in Deutschland (Düsseldorf oder Oldenburg) ganz bewusst einen Namenspatron gesucht.

Zweitens muss auch im angelsächsischen Raum differenziert werden. Einmal haben bspw. in Oxford die Colleges Namenspatrone und diese sind dort ein erheblicher Punkt der Identitätsbildung. Zudem gibt es eben auch im angelsächsischen Raum äußerst prominente Hochschulen mit Namenspatronen (Harvard, Dartmouth, Brown). Die einfache Gleichung „Namenspatron= altmodisch, provinziell“ und „kein Namenspatron= modern, international“ ist dementsprechend abzulehnen.

 

Kommentar von Dr. Hartmut Bräsel zur Namensdebatte

Die „Arndt AG Greifswald“ erreichte folgende Meinung von Herrn Dr. Hartmut Bräsel.

 

Liebe Studentinnen und Studenten der „Pro-Arndt-Gruppe“,

als ehemaliger Student der Ernst-Moritz-Arndt-Universität unterstütze ich Ihre Initiative zum Erhalt der Universitätsnamens.
[…]
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und weitere gute Argumente für eine gute Sache.

Mit besten Grüßen
Dr. Hartmut  B r ä s e l

Herr Dr. Hartmut Bräsel ist in Greifswald geboren und studierte Geschichte und Russistik in Greifswald.

Zwischen 1966 und 1990 war er als Diplomat der DDR in Indien, Pakistan, New York und Afghanistan eingesetzt, u.a. als letzter Geschäftsträger der DDR Botschaft in Kabul. Freiberuflich arbeitete er zwischen 1991 und 1996 in Peking und Seoul für deutsche Stiftungen. Ende der siebziger Jahre promovierte er schließlich in Berlin in dem Fachbereich Asienwissenschaften.

Wortmeldung: Faktische Überlegungen „PRO-ARNDT“

Eine Persönlichkeit ist stets in einem konkreten historischen Kontext zu betrachten und in einem damit verbundenen Wissens- und Handlungsraum zu werten

Heutige Erkenntnisse bzw. in einem späteren historischen Prozess gewachsene Einstellungen/ Sichtweisen von historischen Personen“ einzufordern“ ist schlichtweg unhistorisch und eindimensional.

  1. Zudem sind Persönlichkeiten keine „Heiligen“, denen mit Götzenverehrung oder „Superstar- Status“ gedient werden soll – sondern es handelt sich um Menschen, die für die Nachgeborenen interessant sind, weil sie sich dem „Für und Wider“ ihrer Zeit gestellt haben. Indem sie sich einmischten und auch irrten, gewannen sie neue Einsichten und Erkenntnisse, die bedenkenswert bleiben.

Solche eben nicht „stromlinienförmigen“ Persönlichkeiten sind ein

produktiver„Denkimpuls. Sie befördern kritisches Denken, Toleranz,

und zugleich Fragen nach dem Sinn des Lebens mit Blick auf

ZUKÜNFTIGES. Genau diesen Ansatz vermisse ich bei den „Arndt-

Gegnern“.

Arndt ist ein Beispiel für einen Lebensweg. in einer konfliktreichen

Zeit. Er durchlebte Krisen und Wandlungen und stellt sich diesen

Anforderungen. Arndt war also kein „Duckmäuser“ oder

Mitläufer“.

  1. Arndt war ein Gegner der napoleonischen Fremdherrschaft. Er wandte

sich gegen das Großmachtstreben Napoleons und seine

menschenverachtenden Kriegszüge, die Millionen Menschen das Leben

kosteten. Das war eine mutige Position. Es stimmt bedenklich, wenn

heute die Weltmachtpolitik Napoleons kaum kritisch hinterfragt wird –

und eine Namensänderung mit „Rücksicht auf französische

Partner!!!“ gefordert wird. Hier sollte gerade für ein ehrliches

Verhältnis zwischen Deutschland – Frankreich diese Frage nicht

„ausgeklammert“ werden.

  1. Arndt war mit seiner Heimat verwurzelt und ein Verfechter der Einheit Deutschlands. 1989/90 haben sich ebenfalls viele Menschen für die EINHEIT DEUTSCHLANDS eingesetzt die es übrigens ohne den aktiven Einsatz von Menschen wie Arndt hätte nie geben können. Letztlich wäre Deutschland wohl kein Staat ohne die progressiven Kräfte wie Arndt geworden. Daran sollte gedacht werden. „Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen“ (Heine).
  1. Arndt war für progressive Staatsreformen (Steinsche Reformen) und ein Gegner der Restauration (Metternich/ Wiener Kongress). Er wurde für seine freiheitliche Meinung mit Berufsverbot belegt. Arndt musste außer Landes flüchten und setzte sein Leben und seine Karriere als Hochschullehrer mutig für die Rechte der Bürger(!) aufs Spiel.
  1. Die Namensänderung wird zudem mit „antisemitischen Äußerungen“ begründet. Hier sollte man wohl keine Zitate aus dem Zusammenhang kommentieren bzw. von der Zeitsituation lösen. Heutige Positionen und Maßstäbe an historische Umstände anzulegen, ist sehr problematisch. Zudem sollte dann konsequent untersucht werden, ob ein konkreter Schaden eingetreten ist. Darüber hinaus finden sich kritische Äußerungen zum Judentum auch bei Juden selbst (man denke nur an Karl Marx, Trotzki etc.)

Gerade in dieser Frage plädiere ich für Konsequenz und

Gleichbehandlung in Wort und Tat.

  1. Nachweislich war Richard Wagner für seine provokativen antijüdischen Exzesse bekannt, die sich sogar explizit gegen jüdische Musiker richteten. Dennoch besuchen Politiker und hochrangige Vertreter aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin die „Bayreuther Festspiele“ und geben Wagner die Ehre – ohne einen Boykott der Person nur zu erwägen bzw. die eindeutigen Verstrickungen der Wagner-Nachfahren während des Faschismus nur zu problematisieren.
  1. Auch in Bezug auf den Nationalismus und Chauvinismus – Vorwurf gegen Arndt bitte ich zu bedenken, dass eine umstrittene Persönlichkeit wie Ernst Jünger, der nachweislich eine Verherrlichung des Krieges (das Resultat war verheerend – egal ob man es ästhetisch interessant findet!) sogar das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und den Goethe-Preise (!) erhielt. Zudem wurde Jünger in Frankreich (!) mit einem Orden geehrt wurde – obwohl seine Schriften wahrlich nicht zur Völkerverständigung beigetragen haben.
  1. Die Namensverleihung während der Zeit des Faschismus wird als weiterer Punkt aufgeführt. Hier sollte man bedenken, dass ein Missbrauch von Traditionen und Werten zur Strategie im 3. Reich zählte. Auf der Bühne wurde auch ein „Hamlet“ von Shakespeare als „nordischer Held“ vorgeführt. Schiller galt als „nationaler Autor“ und auch die Klassik und Nietzsche wurden genutzt. Eigentlich sollte gerade diese Tatsache aufzeigen, wie über Manipulation und Suggestion historische Daten und Persönlichkeiten für fremde Zwecke instrumentalisiert werden können. Hier sollte der heutige Student „wach“ sein und über Ursache und Wirkung klug und unterscheidend reflektieren können.

Denkende und mündige junge Leute sollte ein Universitätsstudium gerade im Zeitalter der Globalisierung hervorbringen – und keine „Nachredner“ von Klischees, die einer historischen wie faktischen Betrachtung mit WISSEN – wie sich schon an wenigen Beispielen zeigt – nicht standhalten können.

Das sind grundlegende Erfahrungen meines Lebens und meiner Arbeit auf verschiedenen Kontinenten der Welt.

Die alte Frage „Wem nützt es“ – bleibt somit bedenkenswert

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Einleitung

16. November 2009

Ein paar einleitende Worte zu unserer Intention…

…wir, das sind eine Gruppe von Studenten verschiedener Studiengänge, die für die Beibehaltung des Namens „Ernst Moritz Arndt Universität“  sind, möchten mit diesem Blog einen vielseitigen und vor allem sachlich geführten Diskurs über Ernst-Moritz-Arndt als den Namenspatron der Greifswalder Universität beginnen. Es liegt uns dabei am Herzen, dass – anders als bei hiesigen Arndt-Gegnern – sowohl die negativen, als auch die positiven Aspekte Ernst Moritz Arndts beleuchtet werden. Es soll auf den folgenden Seiten dargestellt werden, warum wir es für richtig halten, dass Arndt – trotz einiger dunkler Momente in seinem Leben – unser Namenspatron bleiben soll. Dazu begrüßen wir im Übrigen die im Januar bevorstehende Urabstimmung, in der die Studierenden im Anschluss an den nun begonnenen Diskurs die Wahl haben, wie in Zukunft mit dem Namen unserer Universität verfahren wird.

Eine solche Arbeitsgemeinschaft lebt von vielen verschiedenen Individuen, weshalb wir uns sehr freuen würden, wenn auch ihr euch an dieser Diskussion aktiv beteiligen würdet.

Vielen Dank !

Ernst Moritz Arndt

Arndt AG Blog geht online

16. November 2009

Blog der Arndt AG geht nun endlich online. Viel Spass beim Lesen…